Mutterschaft
Der wichtigste Job, auf den dich niemand vorbereiten kann
Schon eine komische Kultur in der wir leben. Einmal im Jahr geben wir einem Umstand Aufmerksamkeit, der an seiner Wichtigkeit niemals übertroffen werden kann und den Rest des Jahres als selbstverständlich angesehen wird. Die Wirtschaft nützt die Mutterschaft für Profit, die Politik für Stimmen und die Gesellschaft für eine Plattform von Beurteilungen.
Wirst du „zu“ jung Mutter gibt es Verachtung, wirst du „zu“ spät Mutter, darfst du dich an Mitleid oder ebenfalls Verachtung erfreuen. Wirst du keine Mutter gibt es nervende Fragen wie „Warum habt ihr keine Kinder? Hat es nicht geklappt? An wem liegt es?“
Ist man Mutter im „richtigen“ Alter ist man auch nicht gefeit von all den wohl gemeinten Ratschlägen anderer und Bemerkungen über den gewählten „Erziehungsstil“. Und wählt man keine Mutter zu sein, kann man sich auf jeden Fall auf Konfrontationen mit den „neurotischen Allwissenden“ in dieser Welt freuen.
Wie auch immer es kommt, es wird auf jeden Fall eine Herausforderung.
Wählt man bei den Kindern zu Hause zu bleiben, kann man mit Verachtung rechnen, gehst du allerdings früh wieder deiner Arbeit nach ist dies auch ein Grund um dich zu Beurteilen.
Ist dein Kind „wohlgeraten“ dann hast du etwas richtig gemacht. Passt dein Kind in keine vorgegebene Box, dann hast du als Mutter wohl versagt…
Wie undankbar kann eigentlich eine Aufgabe sein?
Ich frage mich, wie ist das mit den Vätern?
Werden sie dafür verurteilt, wenn sie gleich nach der Geburt des Kindes arbeiten gehen? Werden sie beim Vorstellungsgespräch gefragt, wie sie es organisieren werden, wenn ihr Kind krank ist? Und wie war das nochmals mit der Quotenregelung und dem Equal Pay Day?
Wenn dein Kind mit gutem Schlaf gesegnet ist, sagen wir 10h in der Nacht, dann hast du noch immer einen 98h Job pro Woche. Ach wie toll, wenn du dann so einen lieben Partner hast, der die Wohnung saugt und den Müll rausbringt. Aber klar, mehr geht nicht, er ist ja 40h im Job. Natürlich gibt es Ausnahmen von der Regel, doch dass was mir in der Praxis begegnet sind hauptsächlich "verheiratete alleinerziehende Mütter".
Ich als psychologische Beraterin, Psychosoziologin und Körpertherapeutin frage mich warum noch immer alles an der Mutter hängt und liegt. Sind wir wirklich noch nicht weitergekommen in unserer Evolution? Wann übernimmt der Mann seinen Teil der Verantwortung und ich meine damit nicht „Geld nach Hause bringen“ und "den Rasen mähen". Ich meine damit, wann erkennt der Mann seinen heilsamen Part in diesem Spiel?
In der Psychologie wird der „Vaterwunde“ genau so viel Wert beigemessen, wie der gestörten Beziehung zur Mutter. Wo sind die stets präsenten Männer, die ihre Vaterwunde heilen? Männer wir brauchen euch!
Klar, wir Mütter machen alles was uns erzählt wird was richtig ist. Wir tragen die Kinder brav im Tragetuch, sorgen für die richtige Ernährung, gehen in Frühfördergruppen, Babyschwimmkurse und Spielgruppen, doch fragt sich irgendjemand auch, was es braucht damit ein Kind wirklich glücklich ist. Dass ein Kind dann glücklich ist, wenn seine Mutter glücklich ist, zeigen unendlich viele Studien. Doch leben wir in einer Kultur, in einer Gesellschaft wo die oberste Priorität das Glück der Frau ist? Ich würde sagen, NEIN!
Und falls sich der Leser, die Leserin jetzt fragt, ob ich vielleicht etwas frustriert bin, da ich am Muttertag dies hier alles schreibe, dann ist meine Antwort JA. Und zwar nicht ein bisschen, sondern ich würde sagen so richtig ordentlich.
Der Umstand Mutter zu sein von 2 wunderbaren Töchtern frustriert mich keineswegs. Das ist das Allerbeste was mir je passieren konnte. Was mich wütend macht und manchmal in dem Zustand der Frustration enden lässt, ist der Umstand einer kranken Gesellschaft, die es einer Mutter so gut wie unmöglich macht, ihrer wahren Aufgabe, ein emotional sicherer Hafen und ein nährender Leitstern für ihre Kinder zu sein, gerecht zu werden. Noch mehr Spielgruppen ändern daran nichts!
Eine Gesellschaft ist nur so glücklich und gesund, wie die Frauen in dieser Gesellschaft.
Eine Frage die mich schon seit Jahrzehnten beschäftigt ist, kann eine Frau glücklich sein, separiert in Kleinfamilien, verantwortlich für den Haushalt, für ein Kind, dessen Hirn, wie ein Sylvesterfeuerwerk funktioniert, ohne die Hilfe einer gesunden Kommune. Ich sage NEIN. Dieses NEIN wird untermauert von all den unzähligen Studien, die ich die letzten Jahre zum Thema Mutterschaft gelesen habe, sowie meine Tätigkeit als Doula für 17 Jahre und meine Erfahrungen in der Praxis der letzten 20 Jahre. Nur damit ihr wisst, dieses Nein hat eine fundierte Basis. Auch mein eigenes Leben ist Teil dieser Basis.
Wie eine Mutter denkt, wie eine Mutter fühlt, wie sehr sie sich in Sicherheit und Geborgenheit in ihrer Familie und in der Gesellschaft aufgehoben fühlt, geht schon in der Schwangerschaft eins zu eins ans Kind über. Somit kann es nur ein Anliegen einer Regierung geben und zwar, dass Augenmerk auf das Wohlbefinden der Frauen in der Gesellschaft zu haben.
Je glücklicher und unbekümmerter eine Frau leben kann, desto glücklicher die Kinder und somit auch gesünder. Eine Investition, emotional, monetär und gesellschaftlich in das Wohlergehen der Frauen hätte einen massiven positiven Impact auf unser Land und unser soziales Miteinander.
Keine der Mütter die ich kenne, welche mit einem Kleinkind arbeiten gehen muss bzw. will ist erfreut darüber, dass sie ihr Kind in einer Gruppe für Kleinkinder abgeben muss, wo eine Person für 8 Kinder zuständig ist, weiß sie doch selbst genau, dass es kaum alleine mit einem Kind zu schaffen ist. Wo ist das ganze Dorf, welches ein Kind erzieht, geblieben???
Es wäre doch ein Glück für jede Mutter sich zumindest eine Tagesmutter leisten zu können. Mit etwas Glück finden wir dort noch eine gesunde Umgebung vor (4 bis 5 Kinder unterschiedlichen Alters und eine fixe Bezugsperson).
Ich selbst war den größten Teil meiner Mutterschaft alleinerziehend und ich weiß, was es bedeutet, wenn Geld und Zeit nicht reichen. Unter diesen Umständen ist man weit davon entfernt ein sicherer und entspannter Hafen für seine Kinder zu sein.
Aber ich erlebe auch Mütter, welche verheiratet sind, also laut Papier nicht alleinerziehend, und nachdem sie selbst vormittags arbeiten waren am Nachmittag mit den Kindern emotional, schulisch und essenstechnisch beschäftigt sind am Abend noch damit zu tun haben ihren gestressten Mann zu beruhigen und zu bekochen.
Natürlich übersehe ich nicht, die vielen tollen Beispiele von Eltern, welche neue und gesunde Wege suchen und auch finden. Ich erkenne den Wert von Schulen, welche es anders, bewusster machen.
Es braucht Feminismus auf allen Ebenen, weil er nicht nur das Weibliche, sondern auch das Männliche befreien wird.
Und es braucht ein anderes Bewusstsein für Mutterschaft. Mutterschaft ist zutiefst heilig, sie gehört geschützt, unterstützt und wertgeschätzt. Ein einfacher Blumenstrauß einmal im Jahr reicht hier nicht aus. Lass dies deine Lieben wissen!
Erkenne den Wert der Mutterschaft für dich an und zeige ihn der Welt! Erkenne den heiligen Wert des Weiblichen! Heile deine Mutterwunde und somit dich selbst!
Der Wert des Weiblichen liegt in der Liebe für das Leben selbst! Die Liebe für deine Kinder und die Liebe für deine Mutter, sie hat das Leben an dich weitergereicht. Nimm es und mach was Gutes draus! Die Welt braucht dich!
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Liebe Frau! Liebe Mutter!
Ich wünsche dir, dass du erkennst, wieviel Wundervolles du tagtäglich leistest und dass die Stimme in dir, die dich kritisiert und kleinredet, immer leiser wird. Dass du dafür sorgst, dass du glücklich bist und die Grenzen, welche eine kranke Gesellschaft dir steckt, überwindest.
Ich wünsche deinen Kindern, dass du erkennst, dass wenn sie etwas aufzeigen es oft daran liegt, dass das System in dem sie funktionieren sollen einfach falsch ist und nicht dein Kind. Versuche nicht dein Kind passend für eine kranke Gesellschaft zu machen, sondern sorge für ein heilsames Umfeld.
Liebe Frau. Die Welt wartet auf dich in deiner schönsten und freiesten Version. Frauen werden diese Welt mit ihren nährenden, mitfühlenden, intuitiven und liebenden Eigenschaften zu einem besseren Ort machen. Jetzt sind wir dran.
Die Welt braucht dich! Du bist schön! Du bist richtig!
P.S: Wenn du etwas in deiner Mutterschaft verändern möchtest oder nach Lösungen für ein gesundes Miteinander suchst… Ich bin gerne für dich da!